Der Organist
„Ah, die Orgel…“; die Königin der Instrumente, welche große Komponisten wie Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn-Barholdy, Robert Schumann und Johannes Brahms inspiriert hat. Ihre unendlichen Klangfarben, prachtvollen Mixturen und ihr grandioser Tutti-Klang faszinieren zahlreiche Menschen auf der ganzen Welt. Mit ihr verbindet man etwas Heiliges, Überirdisches. Warum rangieren Orgelkonzerte jedoch stets weit hinten bezüglich der Besucherzahlen? Warum sind meist nur 50 oder noch weniger Zuhörer anwesend? – Dies sind sehr komplexe Gründe und an dieser Stelle ist kein geeigneter Ort für eine Diskussion, aber wenn Sie mit mir darüber diskutieren wollen, kontaktieren Sie mich bitte hier: Kontakte. Jede Orgel ist ein Unikat und wurde (normalerweise) für einen bestimmten akustischen Raum gebaut. Wenn ich irgendwo ein Konzert an einer für mich unbekannten Orgel spiele, nehme ich mir die Zeit, um die besten Klangfarben für Raum und Instrument zu finden. Natürlich kann man unendlich viel Zeit mit dieser Arbeit verbringen. Aber letztendlich vergilt ein begeisterter Applaus des Publikums nach dem Konzert und das Verlangen nach einem Zugabestück die vor dem Konzert investierte Zeit. Eine weit verbreitete Tendenz unserer Zeit ist das historische Spiel mit seinen übertriebenen Unterarten, wie z.B. das Pedalspielen ohne Schuhe, aber mit Socken… Ich muss zugeben, dass ich kein Fanatiker bin, der Bach nur mit Spitze spielt. Meine Begründung ist einfach, aber logisch: Bachs Orgelwerke waren keine Standardrepertoirestücke seiner Zeit, sondern die reine Form seiner Virtuosität. Ich bin mir sicher, dass die Verfasser der Bücher über die damalige Pedalspielpraxis nicht die Technik beherrschten, um diese komplexen Werke selbst zu spielen. Abschließend eine Anekdote aus meiner Studienzeit in Graz, Österreich. Als ich den h-moll-Choral von Cesar Franck spielte, hatte ich Schwierigkeiten, beim es-moll-Mittelteil, das Pedal und den Schweller gleichzeitug zu betätigen. Ich fragte daher meinen damaligen Lehrer Professor Gunther Rost, ob ich den Schweller auch mit dem linken Fuss öffnen dürfe. Seine Antwort war kurz und bündig:“Sie dürfen ihn auch mit der Nase öffnen, es muss aber toll klingen.“ Seit damals ist mir dieser Satz zum künstlerischen Credo geworden. |